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Hallo in die Runde,

wir rasen nur so durch das Jahr, merkt Ihr das auch? Neue Ausgabe der Laufzeit, neue Kolumne, immer noch das gleiche Grundthema. Corona. Ja, ich weiß. Es fällt schwer das Frühstück bei sich zu halten bei diesem Wort, aber was sollen wir machen. Es beschäftigt uns weiter. Euch sicherlich, weil Ihr schon sämtliche persönliche Hausrekorde auf dem Rundkurs ums Kartoffelfeld oder den Kirchplatz gebrochen habt und nun mangels Alternativen überlegt für weitere Herausforderungen in einen anderen Ort zu ziehen.

Warum das alles? Weil eure Dienstleister in Sachen Laufveranstaltungen ein existenzverbot haben seit dem Frühjahr. Ist das denn wirklich so? Gut, bei Events ab sagen wir mal 1.000 Teilnehmer mag dieses so sein. Aber unsere Laufszene besteht ja nicht nur aus den „großen“. Blättert man den Jahreskalender der deutschen Laufszene durch und so kommen hunderte Veranstaltungen auf euch zu. Okay, jetzt gerade nicht.

Darüber habe ich mir aktuell mal ein paar Gedanken gemacht. Liebe Spaßläufer, die das laufen ausschließlich als Ausgleich nutzen und dieses ganz ohne Stress, bitte mal kurz weghören, denn für euch ändert sich weiter nicht viel. Die Strecke ist frei, ihr könnt wann und wo laufen wie und warum Ihr wollt. Das ist toll und auch gut so. Auch euch brauchen wir. Unsere Laufszene ist bunt und das soll sie auch bleiben.

 

Solo-Run oder wie lautet die nähere Zukunft

Aber die Läufer*innen die mal wieder Bock auf das knistern einer Startnummer, Zeitmessung, Challenge haben, die Performance Läufer*innen, die kommen mir aktuell etwas zu kurz.     Aber W-A-R-U-M? Wir sind doch das Volker der Dichter (okay, die brauchen wir gerade nicht) und Denker. Kreativität ist nun gefragt. Und so gibt es seit einigen Monaten die sogenannten Solo-Läufe (Richtiger Name – Solo-Run). Ähnlich wie bei den Radsportlern werden die Läufer*innen in kurzem Abstand wie beim Einzelzeitfahren auf die Strecke geschickt. Natürlich muss es hier drumherum ein Hygiene Konzept geben. Keine mitgebrachten Fans und Zuschauer. Jeder bekommt seine persönliche Startzeit. Man wird gebeten erst spät anzureisen und sich dann einzeln mit seiner Startnummer (die wird zugeschickt) in ausreichendem Abstand zum Check-in Zelt zu begeben. Das alles mit Maske oder gerne auch Tuch. Der Veranstalter war so clever und hat direkt eins in die Startertüte gepackt. Bravo. Die Läufer*innen werden dann in einem langen Startkanal im Abstand von 2 Metern hintereinander aufgestellt. Alle noch mit Maske bedeckt. Wie an der Discounterkasse – Ihr erinnert euch. Dann gibt es wie bei den Radsportlern einen Countdown und der nächste Läufer holt alles aus sich heraus auf der Laufrunde.  Oder zumindest so viel wie er geben möchte.  Das darf man dann übrigens ohne Maske.

Nach der Veranstaltung gibt es im Ziel eine Verpflegung mit geschlossener PET Flasche und bei Bedarf ein Stück Obst und selbstverständlich die Medaille. Umkleiden und Duschen, nein. Wegen des Konzeptes. Keine Vor Ort Siegerehrung, die gibt es in einigen Tagen im Internet als Stream. Ciao Kakao.

Wem das jetzt zu trocken ist und zu Anonym, der muss ja nicht starten. Das ist auch vollkommen okay, es mag halt nicht jede/r. Aber ganz ehrlich. Du siehst ansonsten nur glückliche Starter`*innen.  Die haben fast die Pippi in den Augen, weil es sich wenigstens wieder wie nach Laufsport und Event anfühlt. In Dortmund war man dann noch kreativer und hat die Läufer*innen in 5er Gruppen losgeschickt. Darf man – auch in NRW.  Der Gag – die Starter haben Ihre Bestzeit angegeben und die Gruppen sind so zusammengestellt worden das die nahezu die gleichen Bestleistungen haben. Auch so kann man einen leistungslauf ausrichten. Resultat. 700 Starter – die schnellen kamen sogar aus Norddeutschland und haben Bestleistungen auf dem DLV vermessenen Kurs gelaufen.

 

Aufbruchstimmung muss sich breit machen

So, lange Einleitung. Liebe Veranstalter.  Ich möchte euch ermutigen. Macht so etwas – bitte. Klar, denjenigen die sagen das ist nicht unser Sport, denen biete ich gerne ein Einzelgespräch an. Denn mal nur kurz – ihr lasst eine riesige Chance an euch vorbeiziehen. In meiner Aufgabe als Moderator spreche ich mit vielen von Eventorganisatoren. Nicht nur den großen, sondern auch den kleineren Volkslaufveranstaltern. Die jedes Jahr immer mehr klagen das Ihre Teilnehmerzahlen heruntergehen, weil die der klassische Volkslauf sind (Basic, ohne Rahmenprogramm) und die „Leute“ heute mehr „Entertainment“ haben wollen. Zitat: „Die großen werden immer größer und die kleinen Veranstaltungen sterben aus“.

Ich sage: Wenn die „Großen“ nicht dürfen, weil es im Moment nur schwer ein umsetzungsfähiges Konzept für eine Corona konforme Veranstaltung gibt, dann kommt eure Chance. Zeigt den Laufwilligen doch mal das es euch noch gibt. Zeigt Kompetenz und sagt „Hey, schaut mal wir konnten es früher schon und jetzt erst recht“. Ich verspreche euch, die Laufszene wird es euch danken und bin mir sehr sicher das viele die dann kommen oder gekommen sind, nicht das letzte Mal bei euch waren. Eine bessere Werbung gibt es nicht für euch.

Warum also jetzt dieses Thema. Nun, weil ich bei der letzten regionalen Terminbörse für Veranstalter war und nahezu keiner da war. (Zur Erklärung: Die Terminbörse gibt es in vielen Bundesländern bei Laufveranstaltern um sich auszutauschen und/der Termine abzusprechen damit es wenig Überschneidungen gibt).  Es scheinen sich viele weiter in Ihr Kämmerlein zurück zu ziehen, anstatt mit Mut das nächste Jahr zu planen. Denn – hey – eine Sicherheit wirst du nie haben, also warum nicht einfach mal probieren und hoffen das es klappt.

Ich kenne aber auch einige Veranstalter wo dieses Konzept nicht umsetzbar ist. Andere Bundesländer, andere Regelungen in Sachen einer Veranstaltungsdurchführung oder ein ganz kleiner Laufverein mit wenigen oder teilweise älteren Mitgliedern, die aufgrund deren Altersstruktur zur Risikogruppe gehören.  Ich weiß es geht nicht bei allen. Aber was wir jetzt brauchen sind mutige Leute mit Ideen, die auch bereit sind unbequeme Wege zu gehen um mit einer Tradition nicht zu brechen. Nämlich einen traditionellen Volkslauf sterben zu lassen.

Denn sind wir ganz ehrlich. Viele dieser Veranstaltungen werden eine zweite Absage nicht mehr überleben. Weg vom Fenster, weg aus dem Kalender und die Laufszene ist um einen Termin ärmer. Die wenigsten würden zurückkommen.  Außerdem – auch ganz ehrlich – ein virtueller Lauf ist ja noch ganz witzig. Beim zweiten machen die Läufer*innen nicht mehr mit. Dann laufen wir wieder fürs Training ohne Ziele oder für die nächste Bestleistung ums Kartoffelfeld. Auch nett. Prost Mahlzeit.

 

Konzepte funktionieren, nur wo sind die Mutigen die sie auch umsetzen

Nebenbei gesagt – 2020 werde ich am Ende des Jahres knapp 10 Solo Run Events moderiert haben. Auch für mich ist es nicht das gleiche wie sonst. Aber das strahlende lächeln der Starter*innen und deren Begeisterung nach dem Lauf sind unbezahlbar. Die Atmosphäre erinnert mich an die Anfänge meiner aktiven Laufzeit.  Man spürt die Dankbarkeit, dass es diese Veranstaltung gibt, ist nett und höflich zueinander. Etwas was ich in der heutigen Gesellschaft sehr stark vermisse.

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Der Hesse Hermann wusste es schon damals. Also, lasst uns Anfangen und lasst uns zaubern.
In diesem Sinne, Glück auf

Euer Andreas

 

Die neue Ausgabe ist im Handel (2/2020). Hier hat man nun die Möglichkeit kostenlos meine ältere Kolumne nachzulesen.

Überschrift in Ausgabe (1/2020) :  Von D nach T und von W nach O.

Es ist wieder Laufzeit. Ist es ja eigentlich immer. Die erste Ausgabe für das neue (Lauf)Jahr ist da und doch sind wir noch in den letzten Tagen vom alten. Für viele ist es ja immer die Zeit des Rückblicks und des Ausblicks. Sei es auf die eigenen Leistungen und Ziele, die man erreicht hat oder eben nicht. Warum sollte ich es da anders halten. Nun ja, über meine eigenen Laufleistungen muss man nicht reden. Das ist „nur noch“ Hausgebrauch ohne Ambitionen. Aber leichtathletisch gab es doch einiges, auf welches wir 2019 zurückschauen durften. Der erste Mensch Sub 2, die erste Frau Sub 2:15 beim Marathon.  Aus deutscher Sicht unter anderem Konstanze Klosterhalfen und viele andere Dinge mehr.

Aber Statistik ist weniger etwas für eine Kolumne. Wir sind ja auf dem Weg – von D nach T oder von W zu O. Jetzt stehste auf dem Schlauch, was? Ich helfe mal. Nach Doha folgt bald Tokio (D nach T) oder nach der Weltmeisterschaft kommt Olympia (W nach O). Es wäre jetzt zu einfach Doha und die WM zu bashen (zu deutsch – runter zu machen), denn ganz ehrlich – geschaut haben wir es trotzdem.   Gut, in Zeiten des Klimawandels und des Klimaschutzes ein Stadion mit Air Condition zu sehen, lässt wieder an den Weihnachtsmann oder den Jeti glauben. Okay, die Jungs unten haben genug Geld und wenn die nach einer ordentlichen Portion Nachtschlaf von einer WM in der Wüste träumen wo keiner schwitzen muss, dann baut man das halt.  Technologisch spannend, klimatechnischer Irrsinn. Genauso wie einen Marathon in einem Land zu veranstalten, wo die Menschen bei 30 Grad die Jacken rausholen, weil sie es als zu kalt empfinden. Das dann der Start in die Nacht verlegt wird hatte zwar homöoptische Wirkung, allerdings zur Folge das die Strecke leer war und der Zuseher in Deutschland sich den Wecker stellen musste, um live dabei zu sein.  Okay – Bashing aus.

TOKIO. JAPAN. Land der Marathonläufer. Eine Tradition die so groß ist wie das Land. Hier wird der Laufsport zelebriert. Fachkundiges Publikum oder zumindest begeisterte Zuschauer werden wir sehen, so meine Prognose. Ende des Jahres hole ich ja immer die Glaskugel raus. Bleigießen gibt es ja immer erst an Silvester. Aber mal im Ernst. Man kann über das IOC denken wir und was man will. Für die meisten Sportler ist der Mythos der ersten erlebten Olympischen Spiele doch immer noch da. Der Olympiazyklus geht in den Endspurt und man versucht mit allen sportlichen Mitteln seine Leistungen abzurufen, um dabei zu sein. Da verliert dann auch eine WM in Doha (sorry, doch noch einmal) seine Wertigkeit, weil man lieber Verletzungen auskuriert um eine Chance auf Tokio zu haben.  Mal im Ernst, wie seht Ihr das? Warum waren plötzlich so viele Leistungsträger verletzt sodass sie den Start bei der WM nicht wahrgenommen haben. Sicher waren die Verletzungen bei den meisten so intensiv das ein Start ausgeschlossen wurde, aber auch genauso klar bei nicht wenigen die den Aufbau für den großen Showdown nicht gefährden wollten. Die Hatz auf die Norm. Unabhängig davon wünsche ich allen eine schnelle Genesung.

Das Thema Norm beschäftigt mich schon seit Jahren. Nein, nicht so wie Ihr denkt. Ihr wisst ja „Hausgebrauch“ bei mir. Bei den Läufer/innen hängt (Vorsicht Wortwitz) die Latte hoch. Sind keine Springer ich weiß. Aber die Zeiten die dann gejagt werden, sind zwar international nicht der Weltmaßstab, aber nur von wenigen in Deutschland erreichbar. Was meist folgte, war dann eine jagt bis zum letzten Tag. Wenn man dann im April noch einen schnellen Marathon gelaufen ist , sich die Norm holte und dann 3 Monate später wieder ranmusste, dann war der Akku leer. Mal ehrlich, was sind denn zum Beispiel die Kriterien für einen Anwärter auf eine Medaille, sei es in Doha oder Tokio (wo es auch warm werden soll). Es/sie muss sich auf den Tag genau vorbereiten können, genau dann fit sein. Die Fähigkeit zeichnete doch auch in den letzten Jahren Weltmeister oder Olympiasieger aus. Selten waren es die zeitmäßig jahresbesten die dann auch Titelträger wurden. Also lieber DLV – denkt doch mal nach dem US-Model über Trails nach. (EINEM Ausscheidungswettkampf). Wir hatten doch bereits zum zweiten mal „die Finals“. Warum also diesen Faden nicht weiter spinnen? Die drei besten fliegen. Voraussetzung sollte sein das sie die internationale Norm unterbieten. (Die liegt übrigens deutlich niedriger als die DLV Norm).  Vorteil für die Athleten/innen. Sie wissen, dass sie dabei sind und können sich in Ruhe auf das vorbereiten was sie erwartet. Dann könnte man zum Beispiel auch ein Hitze Trainingslager irgendwo auf der Welt einlegen, um sich auf den Tag X bei WM oder Olympia vorbereiten, anstatt sich durch die deutschen Marathon Citys zu schließen.

Spannend ist es auch auch mal neue Wege zu gehen. Mal was riskieren für den Traum vom Olympia. Homiyu Tesfaye zum Beispiel. Marathondebüt in Frankfurt. Gut, sein Selbstvertrauen lief im Oktober drei Schritte vor ihm, aber auch so lernt man. Auf dem Weg zu neuen Bestleistungen. Grenzen verschieben. Das ist doch auch das, was unseren Sport ausmacht. Nicht nur bei der Spitze, sondern auch bei vielen von euch. Daher bin ich mir auch sicher das uns ein megaspannendes Frühjahr erwartet.  Philipp Pflieger (DNF in Berlin) muss und will noch einmal ran. Hendrick Pfeiffer (tolle 2:15) nach langer Verletzung wird auch den nächsten Versuch starten. Arne Gabius (2:12:57 in New York) will mit 38 unbedingt nach Tokio.  Dann die weiteren Reihen dahinter. 2:11:30 ist die Marke, die es zu knacken gilt. Bei Redaktionsschluss ist das Debüt von Amanal Petros noch nicht gelaufen. Aber wenn auch er in diese Bereiche laufen kann wird er sich sicherlich auch die Chance auf einen 2. Marathonversuch offenhalten.

Bei den Damen genau das gleiche. Quali ist das eine, dann aber zu den besten der Quali-Läuferinnen zu zählen ist das andere. Melat Kejata (Kassel) sollte mit Ihren 2.23:57 „save“ (dt. sicher) sein. Dahinter gibt es dann aber doch einige die die Norm von 2.31 knacken können. Katharina Steinruck mit 2.27 ist auch relativ „save“. Deborath Schöneborn hat im Köln mal „probiert“. Ein Normangriff war gar nicht geplant. Heraus kamen 2:31:18. Ob es einen weiteren Versuch im Frühjahr gibt, steht noch nicht fest. Aber auch hier gilt, warum nicht, wenn die Chance da ist. Dann kommen sicher noch mal 4-5 Mädels dazu die es auch Rennen können. Daher, freuen wir uns auf ein tolles Frühjahr. 2020 wird groß(artig), dessen bin ich mir jetzt bereits schon sicher.

Der Mythos Olympia, er zählt bei vielen Top Sportlern immer noch. Egal ob man beim Thema Olympia an Geld, Macht und Spiele denkt. Für viele waren es die Spiele die das Saatkörner im Kopf waren, dessen Pflanze nun immer größer wird. Diese blüht dann, wenn man ins Stadion einmarschieren darf und am Start steht. Hier schließt sich für viele der Kreis. Denn ganz ehrlich. Wie viele Möglichkeiten hast du als Athlet dich zu qualifizieren? Okay, die Springreiter oder die Sportschützen sicherlich deutlich mehr als die Läufer/innen. Von daher ist der Qualibogen gespannt. (Schon wieder ein Wortwitz – nun gibt`s nen fünfer in die Kalauerkasse). Alles muss halt passen.

Wir werden wieder zusehen. Anfeuern, mitleiden und unseren Kommentar abgeben. So ist das halt in einer großen Sportfamilie. Es ist halt wieder LAUFZEIT und alles beginnt am 1.1.2020 wieder bei 0. Genauso wie in eurem Trainingsbuch.

Also, seit auch in diesem Jahr nett zueinander. Bleibt fleißig, neugierig, aufgeschlossen und übertreibt nicht oder verteilt keine verbalen Spitzen, denn das wird auch im neuen Jahr mein Job sein. Und sollte euer Laufjahr 2019 gar noch so unterirdisch gewesen sein, dann schenke ich euch wieder ein herzliches

Glück auf

Euer Andreas

 

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